Wie man bei Sackpfeife den Ton richtig abnehmen kann ist eine sehr oft diskutierte Frage. Auch hier gilt: „So viele Menschen, so viele Ansichten“. Diese Problematik hat mehrere Punkte. In erster Reihe hängt es davon ab wie „unabhängig“ der jeweilige Musiker sich auf der Bühne bewegen will. Weiter ist entscheidend, ob er mehrere Instrumente während eines Auftritts spielt – in diesem Fall sollte die Tonabnahme-Apparatur (Mikrofon) universell sein, also für alle benutzten Instrumente einsetzbar. Außer Acht lassen sollte man auch die anfallenden Kosten nicht. Nachdem ich gezwungen war, bei allen diesen Punkten eine gangbare Lösung für mich zu finden, werde ich in den folgenden Zeilen beschreiben, wie ich mich mit diesen Problemen auseinander gesetzt habe. Möglicher Weise hilft es allen, die erst über diese Problematik nachdenken.
Manche geben sich damit zufrieden, unbeweglich vor einem Mikrofon zu stehen – und den/die Bordun(e) lassen sie außer Acht. Wenn ihnen der Bordun nicht egal seien sollte, stellen sie halt noch einen Mikrofon hinter sich. Qualitativ hochwertige Mikrofone ermöglichen es, die Aufnahmerichtung zu beeinflussen, was vorwiegend ganze Dudelsack-Gruppen bei Aufnahmen ausnutzen. Aber zurück zum Solo-Spiel. Mehr Freiheit bieten Mikrofone die man mittels eines Clips direkt auf die Sackpfeife befestigen kann. Hier haben die drahtlosen Systeme eindeutig die Nase vorne, die im Unterschied zu kabelgebundenen Systemen die volle Freiheit der Bewegung auf der Bühne ermöglichen. Die Sender können am Körper befestigt werden, aber auch die notwendigen Kabelverbindungen zwischen Mikrofon und Sender können ziemlich auf die Nerven gehen, deswegen ist am Besten alles direkt am Instrument zu befestigen. Ich selbst benutze folgende Lösung: Mikrofon samt Sender habe ich am Bordun mit Klebeband befestigt, und nichts hängt herum und man kann mit nichts hängen bleiben, es funktioniert hervorragend. Für die Aufnahmen der Melodiepfeife benutzte ich das Mikrofon „Shure Beta WB98H/C“. Dieses Mikrofon schafft auch große Druckunterschiede und ist vor allem für Trompeten, Percussions und ähnliche Instrumente bestimmt. Die besten Ergebnisse erzielte ich, wenn das Mikro mit seinem Clip am Schalltrichter befestigt wurde und so direkt in die Innenbohrung der Pfeife zielt. Diese Befestigung hat leider auch seine Nachteile, das betrifft die Befestigung des Senders und des zu ihm führenden Kabels. Man kann den Sender auch in der Nähe des Schalltrichters befestigen und das Kabel zum Korpus der Spielpfeife führen. Ich trug den Sender am Gürtel befestigt und das Kabel hing frei vom Sender zum Schalltrichter meiner Melodiepfeife und es war nur noch eine Frage der Zeit, dass ich irgendwo hängen blieb. Beim Ablegen der Sackpfeife nahm ich nur den Clip vom Schalltrichter und ich konnte ihn auch sofort auf den Schalltrichter einer Schalmei befestigen, aber nichtsdestotrotz: Das Kabel hing frei herum.
Das ewige umstecken des Mikrofons, ein frei baumelndes Kabel und nicht zuletzt das Gewicht des Clips am Schalltrichter einer langen Sopran-Schalmei in C/D – das alles waren Unbequemlichkeiten, die ich unbedingt los werden wollte. Und ich fand für mich die ideale Lösung: Die Befestigung sowohl des Senders als auch des Mikrofons auf die linke Hand. Es gibt keine herumhängenden Kabel, kein Zusatzgewicht am Trichter und man muss gar nichts umstecken, wenn man das Instrument ablegt oder wechselt. Es ist zwar nicht meine Idee, diese Lösung wird von etlichen Sackpfeifern seit Jahren angewendet, aber warum sich nicht inspirieren lassen. Diese Anordnung hat noch einen weiteren Vorteil, das ist der natürliche Sound, da der Schall in der Nähe der Grifflöcher abgenommen wird. Aber zu reibungsloser Funktion gehört auch ein qualitativ hochwertiges Mikrofon. Dieses darf nicht für Rückkopplungen empfindlich sein und muss ausreichende Aufnahmebreite besitzen, damit alle Töne gleicher maßen aufgenommen werden können. Ich schwankte zwischen mehreren Möglichkeiten und dann testete ich auf Empfehlung das Instrumenten-Mikrofon DPA 4099 universal. Zum Glück durfte ich das gute Stück von der Firma Audiopro gratis testen.
DPA 4099 ist ein Kondensator-Anklippmikrofon mit Universalhalterung (Schwanenhals 140 mm, optional 210 mm lang). Tests zeigten eindeutig, dass dieses Mikro für den Aufnahmeabstand von ca. 200 mm ideal ist. Das Mikrofon nimmt schön und sauber auf. Zum Vergleich borgte ich mir noch ein Sennheiser E908B aus. Ich gebe zu, dass mich der Preis des DPA 4099 zwang, nach einer Alternative Ausschau zu halten. Aber was soll ich sagen: Nach ausführlichen Tests mit beiden Mikrofonen bestellte ich das DPA 4099 und aus. Es ist kein Kauf für nur einen Auftritt und die Qualitätsunterschiede sind unbestreitbar, also finde ich den Preis von etwa 460,– Euro gerechtfertigt.
Es blieb nur noch, die Art der Befestigung auszudenken. Zum Glück gibt es das Internet, wo man eine Menge Anregungen holen kann. Die Wahl des Materials war ziemlich einfach, ein Armreif aus Leder mit einer eingenähten Lamelle aus Messing (0,5 mm stark) und darauf eine Ledertasche für den Sender. Das Einzige, was ich jetzt ändern würde ist die Stärke des Messingblechs auf 0,8–1,0 mm. Der Hals des Mikrofons ist in eine Öse am Ende des Blechs gesteckt und mit einem schwarzen elastischen Klebeband umwickelt. So ist es möglich, das Mikro wenn nötig, einfach abzumontieren.
Jetzt bleiben nur ein paar Worte zum Schluss: Es existieren eine Menge Möglichkeiten, den Ton einer Sackpfeife abzunehmen und ich will auf keinen Fall jemandem meine Lösung aufzwingen, aber als Instrumentenbauer teste ich alle Möglichkeiten ununterbrochen und die Qualität des Klangs ist für mich ausschlaggebend. Wenn ihr gute Ergebnisse wollt, dann sucht nicht nach Kompromissen – das ist eine alte Wahrheit, die ihre immer währende Gültigkeit hat.